Montagmorgen, ich betretet die Schule in Egersund durch den Haupteingang. Noch ist es ruhig. Zwei Kollegen stehen im abgehenden Gang zur Administration und unterhalten sich. Mein Blick bleibt an der freundlichen Begrüßung der Anzeigetafel hängen:
Die folgende Seite zeigt an, was heute vor 100 Jahren, heute vor 10 Jahren usw. geschehen ist, das Kalenderblatt wird ergänzt durch ein Zitat für den Tag, unten stehen die wichtigsten Nachrichten und rechts oben findet sich noch ein Hinweis auf einen interessanten Fernsehbeitrag heute Abend. WOW.
Natürlich darf der aktuelle Wetterbericht nicht fehlen. Das Wetter ist – typisch für die Nordseeküste – sehr wechselhaft. Einen Tag mit Dauerregen habe ich bisher noch nicht erlebt, dafür aber tatsächlich sehr viele Sonnenstunden.
Der Innenhof der Schule in Egersund kann lange nicht mit dem neu gestalteten Arrangement in Duisburg mithalten. Deswegen halten sich dort auch wohl keine Schüler auf.
In den Pausen sind die Schüler in der Aula anzutreffen. Dort gibt es auch einen Kiosk, der allerdings Kantine genannt wird. Bemerkenswert finde ich, dass es drei Mirkowellen gibt, mit denen die Schüler ihr von zu Hause mitgebrachtes Mittagessen aufwärmen könnten. Bis jetzt habe ich die Mikrowellen aber nur einmal in Benutzung gesehen für das Überbacken eines Käsebaguettes. Es ist üblich, sich zu Mittag ein „Matpakken“ mitzunehmen. Das machen die Lehrer auch. Gegen 17 Uhr wird dann zu Hause mit der Familie warm gegessen.
Die Aula wird übrigens nicht nur von den Schülern genutzt. Sie ist wie ein kleines Amphitheater angelegt und ist daher der passende Versammlungsraum für beispielsweise die Lehrerkonferenz:
Jeden Dienstag und Mittwoch, ja ihr lest richtig, zwei mal in der Woche finden Versammlungen oder Treffen von Lehrern statt in der Zeit von 14:45 – 15:55 Uhr obwohl mittwochs nur bis 15:25 Uhr. Diese Versammlungen stehen fest im Stundenplan, auch bei mir. Jetzt ist aber nicht jeden Dienstag eine große Lehrerkonferenz wie auf dem Bild oben.In der Woche zuvor wurde die Versammlung nicht im großen Rahmen abgehalten sondern in den einzelnen Abteilungen. Die Abteilungen sind den Bildungsgängen gleich zu setzen.
Das Bild oben zeigt eine Lehrerkonferenz in der es anschließend einen interessanten Vortrag über Lernenden mit dem Asperger-Syndrom gab. (Ja, ich verstehe mittlerweile so viel Norwegisch, dass ich einem foliengestützten Vortrag mit Handy als Übersetzungshilfe folgen kann).
Vorträge über besondere Themen wie Asperger haben wir natürlich auch auf den Konferenzen am KBWR, ich weiß, aber hier ist es insofern anders, dass diese Information auch sehr bedeutend ist. Ich habe bis jetzt schon zwei Schüler mit der Diagnose Asperger und mehrere mit der Diagnose ADHS und einige mit noch irgendwas anderem getroffen. Da niemand benachteiligt werden darf, erhalten diese Schüler selbstverständlich eine Sonderbehandlung seitens der Lehrer und das anders als bei uns, ich kann es nur schwer beschreiben. Der sozialistische Gemeinschaftsgedanke (mir geht’s gut, aber dir soll es auch gutgehen) wird hier sehr ernst genommen. Das kann eben auch dazu führen, dass es schon fast „normal“ ist, irgendeine besondere Diagnose zu haben, um die sich daraus ergebenden Vereinfachungen nutzen zu können.
Die Kollegen stehen natürlich ähnlich wie wir in Deutschland vor der Frage, wie vergibt man Noten in solchen Fällen?Ein Gespräch mit einem Lehrer für Psychologie war sehr aufschlussreich. (Dazu später mehr)
Es gibt keine Band an der Dalande Vidergående Skole. 😦
ABER der Hausmeister spielt Gitarre in einer Band. Dort war ich am Samstagabend auf dem Konzert im Pub um die Ecke. Sehr schön anzuhören 🙂
Das folgende Bild unten ist nicht gestellt, es ist kein Fake!
Es ist tatsächlich auffallend ordentlich im Schulgebäude. Allerdings gibt es auch hier Probleme mit Rauchern, die nicht auf dem Schulgelände rauchen dürfen und das dann doch mal tun. Okay, davon abgesehen, ist die Welt in Egersund noch in Ordnung, oder? Ja und Nein. Das ist eine ländliche Gegend hier, jeder kennt jeden, da will man nicht unnötig auffallen. Hinzu kommt eben dieses Verantwortungsbewusstsein für die Umwelt und Natur, das in der norwegischen Gesellschaft allgemein sehr ausgeprägt ist. Meines Erachtens könnten wir in Deutschland uns noch einiges abgucken von Norwegern. Als Stichwort möchte ich nur die hier häufig anzutreffenden, steuersubventionierten E-Autos nennen. Oder wusstet ihr, dass Norwegen den Großteil seiner autonomen Energieversorgung durch Wasserkraft bewerkstelligt? Und schließlich genügt ein Blick in die Natur, denn Müll findet man hier wirklich nur in Mülleimern.
Aber keine Panik
Wie man sieht mache ich kräftig Werbung für das KBWR und zeige jeden Tag mit dem Button, wo ich „weg“ komme. Grüße auf diesem Wege auch von Tor-Magne Rotevatn, dem stellvertretenden Schulleiter der Dalande Vidergående Skole, Egersund.